Siauliai – muzika Toleikis
Auf der gut ausgebauten A2 geht’s nach Panevezys und von dort aus quer in westlicher Richtung über eine kleine Landstrasse nach Siauliai. Unterwegs decken wir uns mit frischem Gemüse und Obst ein, das von Hausfrauen am Straßenrand angeboten wird. Wegen akutem Getränkeengpass im WoMo stürzen wir uns in Siauliai in den ersten großen Supermarkt. Mir fallen riesige Bonbonregale auf. Nicht, dass ich gern Bonbons esse, aber die Verpackungen sind so schön. Ich kann nicht widerstehen, schnappe mir ein Klarsicht-Tütchen und schlage zu: jeweils 3 – 4 Bonbons von jeder Farbe der gleichen Sorte und dem gleichen Preis und knote zu. An der Kasse dann folgendes Schauspiel: die Kassiererin dröselt den Knoten auf, die Bonbons werden nach Farben sortiert auf’s Band gelegt, aus einer Schublade wird eine Liste gekramt, anhand derer die unterschiedlichen Nummern in die Kasse eingegeben werden. Die endlose Schlange, die sich hinter uns bildete, blieb ruhig.
Wir stellen uns in die Nähe der Kathedrale und sind somit gleich in der Fußgängerzone, wo auch nach 20 Uhr noch was los ist.
Neben der Touristen-Info stoßen wir auf ein Restaurant in einem restaurierten Keller-Gewölbe und mit einer guten Auswahl an litauischen Gerichten. Kümmelbrot, Rote Beete, Dill – ich könnt mich reinlegen. Der Verdauungsspaziergang führt uns über den großen Fußgängerboulevard, dem ganzen Stolz der Stadt. Er ist der drittälteste Boulevard Europas und in seiner Erscheinung ein Pionier in der damaligen Sowjetunion. Auch hier sind wieder viele kleine und große Skulpturen zu bewundern.
Zum Frühstück bestellen wir uns Omelett mit Gemüse. Serviert werden proppere Pfannkuchen mit Gurke und Tomate.
Berg der Kreuze
Vollgestopft geht’s auf Weiterfahrt – 12 km hinter Siauliai befindet sich im absoluten Niemandsland ein weiteres Phänomen: der Berg der Kreuze. Ungefähr 200.000 Kreuze unterschiedlichster Art, Größe und Herkunft sollen es sein, die hier von Gläubigen aufgestellt worden sind als Ausdruck von Hoffnungen, Wünschen, Qualen, und Danksagungen. Die Entstehung des Berges wird mit der Unterdrückung des Aufstandes 1831 und den damit verbundenen Repressionen in Verbindung gebracht. Besondere Bedeutung erlangte er zu Sowjetzeiten – als Ort des beharrlichen Widerstandes war es verboten, ihn zu besuchen. 1961 haben die Herrschenden in der Sowjetunion vergeblich versucht den Kreuzberg zu vernichten.
Begeistert vom Durchhaltevermögen des litauischen Volkes war 1993 Papst Johannes Paul II hier und hat ebenfalls ein Kreuz aufgestellt. Seit dem pilgern nicht nur Gläubige, sondern auch scharenweise Touristen hierher, um ihr Hoffnungskreuzchen aufzustellen. Die litauische Tradition der Kreuzmacherei wurde übrignes in das Welterbe der UNESCO aufgenommen.
Noch 45 km bis zur Grenze nach Lettland und 125 km nach Riga.